Ironman-Triathlon im Paradies |
Rainer Hilt krönt seine Saison bei Weltmeisterschaft auf Hawaii „You are an Ironman!“: Mit diesen Worten wurde Rainer Hilt vom LTC-Follow-Me im Ziel der diesjährigen Ironman-Weltmeisterschaften auf Big Island/Hawaii vom Sprecher begrüsst. Eine Ehrung, die für viele Langdistanz-Triathleten den Höhepunkt ihres Sports bedeuten und ein Satz mit dem jeder erfolgreiche Sportler im Ziel geehrt wird. 10:45 Stunden nach dem Start und insgesamt 226 Kilometer war es endlich soweit: Ein Traum, den ihm niemand mehr nehmen kann. Mit Familie begann der lange Trip ins Paradies eine Woche vor dem Wettkampf: 30 Std. Anreise und eine Zeitverschiebung von 12 Stunden. Dementsprechend stand zunächst die Akklimatisierung mit nur leichten Trainingseinheiten auf dem Programm. Auch die Highlights mit den wunderschönen Stränden und Naturgegebenheiten der wilden Vulkaninsel wollten besucht sein. Besonders die tolle Tierwelt unter Wasser haben es Hilt und seiner Familie angetan. Tiere wie Delfine und Riesenschildkröten wie man sie sonst nur im Zoo sieht, waren tägliche Begleiter beim Schwimmtraining. Nach der ersten Woche Eingewöhnung näherte sich dann der lang herbeigesehnte Wettkampftag. Begonnen hat der lange Tag nach einer kurzen Nacht. Wie immer ist vor einem solchen Wettkampf nicht wirklich an Schlaf zu denken. Ein paar Stunden Ruhen und Dösen, welches dann endlich um 04:00 morgens durch das Weckerklingeln unterbrochen wird. Schliesslich muss man den Körper bis zum Start um 07.00 noch wach bekommen und die Kohlenhydratspeicher im Körper mit einem Sportlerfrühstück füllen. Das morgendliche Einchecken in der Wechselzone am Pier von Kailua Kona gleicht dann bei noch angenehmen 25° einem Ameisenhaufen: Hunderte Sportler tummeln sich nervös vor dem Rennen und kontrollieren ein letztes Mal ihr Material, bevor es dann ohne Neoprenanzug in den angenehm warmen Pazifik zum Schwimmstart geht. Kurz vor den Altersklassenathleten starten bereits die etwa 80 Profis, um ein möglichst reibungsfreies Rennen zu ermöglichen. Pünktlich um sieben Uhr ist es dann soweit. Hilt wird mit ca. 1800 anderen Athleten durch einen Kanonenschuss auf die 3,8km lange Schwimmstrecke geschickt. Tausende Arme und Beine verwandeln das Wasser in eine Waschmaschine. Dabei ist nach halber Strecke ein Katamaran zu umrunden, bevor es dann gegen die Strömung zurück zum Pier geht. Nach 1:20 Std. entsteigt Rainer Hilt dem Pazifik und wechselt auf das Rad. Nach einer kleinen Schleife durch Kona geht es auf die schwere Küstenstrecke nach Hawi, wo nach ca. 90 Kilometern gewendet wird, bevor es zurück zum Ausgangspunkt geht. Ein ständiger Wechsel aus hoch und runter, eine inzwischen brütende Hitze von über 35°, eine Luftfeuchtigkeit von 80% und sehr böige Winde lassen vor allem den Rückweg nach Kona zur Qual werden. Für Hilt zahlen sich die vielen tausend Trainingskilometer aus. Zum Glück hält das Material und auch der starke Wind bringt ihn nicht aus dem Rhythmus. Wichtig ist jetzt eine ständige Flüssigkeits-und Nahrungsaufnahme. Hilt kommt gut mit den Bedingungen zurecht und schafft es viele Mitstreiter bereits auf dem Rad zu überholen. Nach 180km und 5:35 Std. auf dem Rad liegt er gut in seinem eigens vorgegeben Soll. Inzwischen zeigt die Wettkampfuhr 7:06 Std.. Sollte es also mit dem angepeilten Daylight-Finish tatsächlich klappen? Dafür blieben Hilt noch etwa 4Stunden bevor die Sonne wieder im Pazifik verschwindet. Unter normalen Bedingungen kein Problem für Hilt einen Marathon von 42,195km in dieser Zeit zu beenden. Die Temperatur allerdings war alles andere als geeignet für eine Marathon-Topzeit - außerdem hatte er ja bereits das Schwimmen und Radfahren in den Knochen. Keine Verpflegungsstelle auslassend machte sich Hilt auf seine Abschlussdisziplin. Jetzt galt es alles an Flüssigkeit aufzunehmen was greifbar ist und den Körper immer wieder mit Flüssigkeit zu kühlen. Gelaufen wird der Marathon auf einem extra gesperrten Highway. Lange Geraden mit wenigen Zuschauern, die den Sportlern mental viel abverlangen. Hilt benötigt für die ersten 10km gerade einmal 45 Minuten. Ein Tempo, was unter diesen Bedingungen kaum durchzuhalten ist. Aber auch der härteste Streckenabschnitt ins Natural Energy Lab-einer Zuwegung zu einer amerikanischen Forschungsstation, die nur zum jährlichen Ironman geöffnet wird – konnte Hilt nicht mehr aufhalten. Oft entscheidet sich auf diesem Streckenabschnitt in dem die Hitze besonders steht, der Ausgang des Rennens. Nach dem Verlassen des Energy Labs biss sich Rainer Hilt die letzten 10 Kilometer durch. Das Rennen war inzwischen reine Kopfsache. Empfangen von seiner mitgereisten Familie und vielen hundert Zuschauern durfte sich Hilt dann nach einer Marathonzeit von 3:39 Std. und 10:45 Std. Gesamtzeit als Daylight-Finisher feiern lassen. Die Sonne verschwindet wieder im Pazifik – just another day in paradise und ein bisschen Hölle war auch dabei... Damit geht für Rainer Hilt ein tolles Sportjahr zu ende. Den sich anschließenden Urlaub mit seiner Familie haben sich alle „Projektbeteiligten“ redlich verdient. |